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Schiebefestigkeit bei unterschiedlicher Dispersion und Flottenaufnahme
Schiebefestigkeit von beschichteten Drehergeweben
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Ansatz eines präzisierten Prüfverfahrens

Im Bauwesen werden Armierungsgewebe zur Verhinderung der Rissbildung im Putz eingesetzt. Im vorliegenden Fall wurde ein Drehergewebe aus Glas-Rovings mit einer Dispersion ausgerüstet. Bei diesen Drehergeweben werden zwischen den Schusseinträgen jeweils zwei Kettfäden miteinander verdreht, so dass der Schussfaden in der Position fixiert ist. Zusätzlichen Halt bringt die Ausrüstung mit einer Latex-Dispersion, welche primär zur Verbesserung der Schiebefestigkeiten eingesetzt wird.

Bei der späteren Verarbeitung der Drehergewebe als Armierung „unter Putz“ ist es wichtig, eine ausreichende Schiebefestigkeit zu erreichen. Nach derzeitigem Stand gibt es für die Bestimmung der Schiebefestigkeit von Geweben bzw. Armierungsgeweben keine aktuelle Prüfnorm. Hierzu werden bisher herstellerspezifische, sehr unterschiedliche Tests zur Bestimmung der Schiebefestigkeit durchgeführt, welche sich meist an bestehenden Textilprüfnormen orientieren. Häufig wird die Nahtfestigkeit (DIN EN ISO 13936) als Indikator für die Schiebefestigkeit von Geweben verwendet. Betrachtet man allerdings grobe Gewebe mit großen Flottierungen bzw. Drehergewebe, ist diese Prüfnorm nicht mehr aussagekräftig. Es fehlt an dieser Stelle eine einheitliche, genormte Prüfung, die zur besseren Vergleichbarkeit der Gewebe hinsichtlich ihrer Dimensionsstabilität dient.

Am Institut für Textil- und Ledertechnik (ITL) wurde hierfür im Rahmen des Projektes „Entwicklung von Flächenelektroden aus Karbon für elektrochemische Applikationen in der Bauindustrie“ umfangreiche Versuche getätigt. Auf Basis eines Streifenzugversuches für textile Gewebe (DIN EN ISO 13934-1) wird ein Versuch abgeleitet, welcher das Herausziehen einer definierten Anzahl von Kett- bzw. Schussfäden simuliert. Es wurden verschiedene Dispersionen und Parameter bei der Beschichtung dieser Gewebe verwendet. Ebenso wurden verschiedene Flottenaufnahmen durch variierende Prozessparameter am Foulard erzielt. Die Zusammenhänge dieser Parameter galt es in Bezug zur Schiebefestigkeit zu bringen, um daraus Optimierungen abzuleiten und umzusetzen.

Unter Verwendung der vorgegebenen Parameter wurden Zugversuche durchgeführt. Die Proben wurden entsprechend der Anforderungen so dimensioniert, dass bei einer geraden Anzahl an Fäden jeweils oben und unten abwechselnd jeder 2. Faden in die Klemmbacken der Zugprüfmaschine eingespannt werden kann.

In den Tests wurde deutlich, dass bereits eine Bindungsstelle ausreicht, um die Schiebekraft zu beeinflussen. Es ist zielführender, nur einen Kettfaden aus dem Gefüge zwischen zwei benachbarten Kettfäden zu lösen. Besonders bei Drehergeweben wird hierbei eine hohe Schiebekraft aufgenommen. Zusätzliche Untersuchungen zur Viskosität mittels Rheometer ergaben einerseits einen Halt der Dispersion durch Adhäsion und Kohäsion sowie andererseits eine Fixierung durch Kapillarkräfte im Inneren der Rovings.

Nach den Prüfungen ist festzustellen, dass eine zunehmende Flottenaufnahme sich positiv auf die Schiebefestigkeiten der Armierungsgewebe auswirkt. Die Höchstzugkraftdehnung steigt mit zunehmender Flottenaufnahme an, da der steigende Latex-Anteil die Flexibilität erhöht. Die Höchstzugkraft, der eigentliche Indikator für die Schiebefestigkeit der veredelten Drehergeweben aus Glasfaser, verzeichnet ebenfalls bei zunehmender Flottenaufnahme eine steigende Tendenz.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Erwartung an die Versuche eingehalten wurden. Zum Herauslösen des Schussfadens bei Drehergeweben mit Dispersionen ist eine höhere Dehnung und Kraft notwendig, als bei einem unbeschichteten Drehergewebe. Somit konnte in Anlehnung an die Prüfung DIN EN ISO 13934-1 ein Prüfverfahren bestimmt werden, welches für die Ermittlung der Schiebefestigkeit für Gewebe mit großen Flottierungen bzw. Drehergewebe geeignet ist.

Das Projekt wurde durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und der AiF-Projekt GmbH – Projektform Kooperationsprojekt (KF) gefördert. Am Projekt waren das Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik e.V. Meinsberg, das Institut für Textil- und Ledertechnik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau sowie die Firmen ASGLATEX Ohorn GmbH und Flexitex GmbH beteiligt.

Informationen zum Institut für Textil- und Ledertechnik (ITL) sind unter http://www.fh-zwickau.de/textil zu finden.